„Die Menschen sollen ein tieferes Verständnis mitnehmen“
Am 14. Oktober 2019, exakt heute vor einem Jahr, öffnete die KLIMA ARENA ihre Pforten für den Besucherbetrieb.
Aus diesem Anlass nimmt Dr. Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger, Stellung zu einigen zentralen Themen und Aufgaben des interaktiven Erlebniszentrums und außerschulischen Lernorts vor den Toren der Stadt Sinsheim.
Dr. Bernd Welz über den Start des Besucherbetriebs am 14. Oktober 2019 und seine Erinnerungen daran:
Der erste Tag vor einem Jahr war natürlich sehr spannend. Wobei man sagen muss, wir hatten bis dahin schon spannende Tage hinter uns. Da waren am 7. Oktober, dem Montag davor, die Kanzlerin, der Ministerpräsident und viele Ehrengäste da. Am Samstag gab es dann den Tag der offenen Tür mit fast 4.000 Besuchern, mit zusätzlichen Vereinen, mit Netzwerkpartnern, die sich präsentiert haben. Und dann – endlich – der erste „normale“ Tag. Trotzdem war’s spannend: Wird alles funktionieren, funktioniert die Kasse, funktioniert das Eintrittssystem, werden alle Exponate laufen? So nach zwei, drei Stunden ließ die Spannung dann nach und alle waren beruhigt: ‚Alles funktioniert – hey, wir sind im Normalbetrieb!“
Dr. Bernd Welz zur Wiedereröffnung am 15. Mai 2020, nach Corona-bedingter zweimonatiger Schließung, und zur gefühlten Renaissance:
Es hat sich definitiv angefühlt wie ein Neustart. Wir wollen ja möglichst viele Menschen erreichen, sie sensibilisieren für den Klimawandel und auch begeistern für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften. Das können wir aber natürlich nur, wenn die Leute hierherkommen. Wenn sie wissen, dass es uns gibt und was sie bei uns erwarten können.
Dr. Bernd Welz über das Zielpublikum Familien, das in den Sommerferien angelockt werden konnte:
Unsere Hauptzielgruppe sind junge Menschen. Wir sind ein außerschulischer Lernort und deshalb sind Schulklassen bei uns besonders im Fokus. Aber auch Familien mit Kindern, Jung und Alt, können hierherkommen. Für uns war es wichtig, nach außen bekannt zu machen: Wir sind gerade in den Sommerferien ein tolles Familienausflugsziel! Das ist eine Herausforderung für eine museumsartige Einrichtung wie die KLIMA ARENA. Wir sind ja kein Museum, wir sind vielmehr ein Erlebnisort. Typischerweise geht man bei schlechtem Wetter in ein Museum. Um so wichtiger war es für uns, bekannt zu machen, sei es über Plakate oder über Beiträge in den Tageszeitungen, dass es sich lohnt, im Sommer die KLIMA ARENA zu besuchen – gerade auch wegen des tollen und großen Außenbereichs.
Dr. Bernd Welz zur Frage, warum die KLIMA ARENA mehr als „nur“ ein Ausflugsziel ist:
Wir sind definitiv mehr als ein Ausflugsziel. Wir sind in erster Linie ein außerschulischer Lernort für Schülerinnen und Schüler, ergänzend zu dem, was in der Schule zu Nachhaltigkeit gelehrt wird, mit dem Fokus auf Klima. Alle Menschen, die hierherkommen, sollen natürlich Spaß haben und etwas erleben, aber sie sollen auch etwas mitnehmen. Sie sollen ein tieferes Verständnis mitnehmen, was es mit dem Klimawandel auf sich hat. Und vielleicht auch die eine oder andere Idee, was sie selbst tun können. Wir wollen sie zum Handeln aktivieren. Und hoffentlich ist ein Besuch in der KLIMA ARENA nicht das Ende der Beschäftigung mit dem Thema Klima, sondern erst der Anfang. Das ist unser Ziel.
Dr. Bernd Welz über wichtige gesamtgesellschaftliche Impulse, die die Klimastiftung für Bürger als Trägerorganisation der KLIMA ARENA zu setzen vermag:
Obwohl das Thema in der Presse seit Jahren, fast seit Jahrzehnten vorkommt, haben wir festgestellt, es fehlt doch ein Ort, wo man sich einfach über die Fakten informieren kann; ein Ort, der neutral ist, der nicht vorgefärbt ist, um die Menschen in eine bestimmte politische Richtung zu lenken. Da sehen wir unsere Aufgabe. Viele Leute interessieren sich für Nachhaltigkeit, haben schon viel gehört über das Klima, aber bei einem Besuch bei uns, können sie Zusammenhänge sehen, die sie in einzelnen Tagesberichterstattungen gar nicht erkennen konnten. Dazu kommt noch das gemeinsame Lernen. Wenn man mit der Familie kommt, mit Freunden oder auch Kollegen, kann man sich in der Gruppe austauschen und so auch das gemeinsame Verständnis weiterentwickeln. Dies müssen wir im Kleinen als Familie, als Gruppe, aber letztendlich auch als Menschheit tun.
Dr. Bernd Welz über das ständige Feintuning und Updaten der wissenschaftsfundierten Exponate in der Ausstellung und über das Ziel der Verständlichkeit:
Wir sind mit Themen unterwegs, wie der Klimaforschung oder Zukunftsthemen wie Mobilität, bei denen es ständig neue Erkenntnisse oder Innovationen gibt. Da mitzuhalten, ist eine Herausforderung für uns. Wenn man zu uns kommt, möchte man nicht die wissenschaftlichen Ergebnisse oder Innovationen von vor drei oder vier Jahren sehen, sondern die, die es heute gibt und soweit wie nur möglich aktuell sind. Vom ersten Tag haben wir deshalb an der Aktualisierung der Ausstellung gearbeitet. Etwa bei welchen Teilen der Ausstellung ein kleines Feintuning, das Updaten einer Zahl oder das Hinzufügen von Fakten reicht, und welche Teile schlichtweg fehlen, die aber inzwischen noch wichtiger geworden sind. Wir lernen auch permanent in der Wissensvermittlung dazu, das heißt, wie man diese wissenschaftlichen Erkenntnisse am besten an die Menschen bringt. Mit Hilfe von Wissenschaftlern und Kommunikationsexperten versuchen wir auch in der Art wie wir kommunizieren, permanent besser zu werden.
Text: Joachim Klaehn
Das Interview kannst du dir hier auch als Video ansehen