Was ist das 1,5-Grad-Ziel?

Das Pariser Klimaabkommen, das 1,5-Grad-Ziel, das 2-Grad-Ziel…wer hat diese Begriffe nicht schon mal gehört? Aber mal ehrlich? Wer weiß so wirklich was das ist? Irgendwie hat das  was damit zu tun, dass wir den Klimawandel aufhalten wollen, dass die Politik sich irgendwelche Ziele setzt und dass es irgendeine Grenze gibt, ab der wohl schlimmes passiert. Alles klar, ein Haufen Fragen, ein Haufen Halbwissen – da ist es Zeit für einen Klimacheck!

Klimaziel 1,5 bis 2 Grad Celsius

Also fangen wir damit an, dass wir uns diese Ziel-Sache anschauen: Im Wesentlichen sind zwei Ziele im Gespräch: das 1,5-Grad-Ziel und das 2-Grad-Ziel. Die bedeuten, dass es das Ziel ist, dass sich die Welt bis zum Jahr 2100 im Durchschnitt nur 1,5 Grad Celsius bzw. 2 Grad Celsius im Vergleich zu 1850 erwärmen soll. Die Zeitmarke 1850 kommt daher, dass ungefähr in dieser Zeit die Industrialisierung begann. Und da die Forschung festgestellt hat, dass die Erde seit Beginn der Industrialisierung stärker erwärmt als ohne das Einwirken des Menschen passiert wäre, wird die vorindustrielle globale Durchschnittstemperatur als Anhaltspunkt genommen, an der wir die Klimaveränderungen messen. Ein ausführliches Video zum menschengemachten Klimawandel und was das eigentlich genau ist, findet ihr hier, wenn ihr auf das i klickt.

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Was passiert durch die Erderwärmung

So, jetzt ist es also das Ziel, dass die Erde sich im Vergleich zu 1850 nur um 1,5-Grad bis maximal 2-Grad erwärmt.1 Das sollten wir uns aber genauer anschauen. Zuerst Mal: Warum sollten wir dieses Ziel haben? Was passiert denn überhaupt, wenn die Erde wärmer wird?

Ganz exakt kann das natürlich niemand sagen, auch KlimaforscherInnen können ja nicht in die Zukunft schauen. Aber sie können mit speziellen Computerprogrammen Klimamodelle errechnen, die deutlich machen, was passiert, wenn sich die Erde jetzt um zum Beispiel 1,5 Grad erwärmt.2 Der IPCC, der Weltklimarat dem tausende WissenschaftlerInnen aus 195 Ländern angehören und der dazu da ist, die vielen verschiedenen Ergebnisse der Klimaforschung zu sichten und zu bewerten, hat im Jahr 2018 einen Sonderbericht herausgegeben, der sich speziell mit den Folgen beschäftigt hat, die eine Erwärmung von 1,5 oder 2 Grad für die Welt hätte. Und genau das schauen wir uns mal näher an. Die 2 Grad Erwärmung wird oft so verstanden, dass es „nur“ ein bisschen wärmer wird. Und was ist schon der Unterschied, ob es an einem Tag nun 16 oder 18 Grad hat?

Aber nein, ganz so einfach und harmlos ist es leider nicht. Da wir von einer globalen Durchschnittstemperatur ausgehen, müssen wir zum Beispiel mit einberechnen, dass sich das Wasser langsamer erhitzt. Außerdem bildet dieser Durchschnitt auch die Temperaturentwicklungen aller Weltregionen ab, sowie die Temperaturunterschiede der einzelnen Jahreszeiten. So kommt es, dass die globale Mitteltemperatur derzeit 15 Grad beträgt. Wenn sich die Durchschnittstemperatur also um 1,5 Grad erwärmt, bedeutet das also, dass die Landflächen sich tatsächlich um 3 Grad erwärmt haben. Aber was bedeutet das konkret?

Die Liste der Klimaveränderungen ist lang

Llima warm Wueste

Hitzewellen und Dürren

Die Liste der Klimaveränderungen ist leider lang. Und gleichzeitig gibt es natürlich regionale Unterschiede, nicht alle Regionen sind von den Veränderungen getroffen.3 So wird es bei einer Erwärmung um 1,5 Grad auf der einen Seite deutlich mehr Hitzewellen und Dürren geben, auf der anderen Seite werden wir aber auch mehr Starkregen-Ereignisse bekommen.4 Dabei gilt in der Regel, dass besonders Gebiete, die bisher mit solchen Wetterextremen zu tun haben, in Zukunft noch stärker davon betroffen wären. So werden warme und trockene Gebiete, zum Beispiel in Afrika noch deutlich wärmer und trockener. Das würde Gebiete, in denen aktuell gerade noch ebenso Land- und Viehwirtschaft möglich ist, vollkommen unbewohnbar machen.5

Überflutungen

Durch die stärkeren Regenfälle kann es an anderen Orten wiederum zu Überflutungen kommen, die auch wieder Ernten vernichten.6 Davon besonders bedroht sind zum Beispiel Europa, Nordasien, Südostasien und quasi alle tropischen Gebiete der Erde.7 Und auch in Deutschland wird die globale Erwärmung spürbar: Zum gleichen Beispiel nimmt die Zahl heißer Tage zu. Ihr habt ja sicher noch gut die Rekordsommer 2018 und 2019 im Kopf. Solche Sommer bedeuten aber auch bei uns Dürre und eine Austrocknung der Böden. Und das wirkt nach: Wenn die Böden bis in die Tiefe austrocknen, braucht es mehrere „normale“ Jahre, mit normalen Niederschlagsmengen, um das auszugleichen. Und die Liste geht weiter: Unsere Wälder sind bedroht – wie genau, das erklären wir bald nochmal in einem eigenen Video.

Klimaziele Überschwemmungen

Steigende Meeresspiegel

Und dass der Meeresspiegel steigen wird, davon habt ihr sicher auch alle schon mal gehört. Auch das wird zu einer ziemlichen Herausforderung für Menschen in küstennahen Gebieten – auch die deutschen Küstenstädte werden damit zu kämpfen haben.

Ihr merkt also: Auch wenn 1,5 Grad erst mal nach wenig klingt: Die Auswirkhabe, weungen sind enorm. Und all diese Dinge die ich aufgezählt rden nochmal deutlich verstärkt, wenn die Temperatur um 2 Grad steigt: Der Meeresspiegel würde nochmals um 10 cm mehr ansteigen, es gäbe noch mehr Hitzewellen, mehr Dürren, mehr Überschwemmungen und so weiter.8 Auch in Deutschland würden die Folgen noch extremer: Während bei einem Temperaturanstieg um 1,5 Grad etwa jeder zweite Sommer ein Rekordsommer werden könnte – und das ist schon ganz schön viel, erinnert euch, was ich eben über die Dürren sagte – wären bei einem Temperaturanstieg um 2 Grad gleich 9 von 10 Sommern Rekordsommer. Dann hätten ausgetrocknete Böden kaum noch die Möglichkeit, sich zu regenerieren. Besonders die Landwirtschaft würde das hart treffen. Aber auch uns Menschen: Alleine im Sommer 2018 sind fast 500 Menschen durch Hitze verstorben – nur in Berlin.9

Natürlich wird die Welt bei 2,1 Grad Erwärmung nicht aufhören zu existieren. Aber es gilt, je schneller und je stärker sich die Erde erwärmt, umso schwieriger ist es für uns Menschen, uns dem anzupassen und mit den negativen Auswirkungen klarzukommen.10

Das Pariser Klimaabkommen

Ihr seht also: Wenn wir nicht handeln, können die Folgen gravierend sein. Das hat auch die Politik erkannt. Seit den 90er Jahren war das 2-Grad-Ziel immer wieder im Gespräch.11 Richtig entschieden wurde allerdings erst später: Auf der UN-Klimakonferenz in Paris im Jahr 2015 haben sich fast alle Staaten der Erde darauf geeinigt, sogar das 1,5-Grad-Ziel zu verfolgen. Insgesamt 197 Staaten haben diesem Pariser Klimaabkommen zugestimmt. Zu den Staaten gehören natürlich Deutschland, aber auch China, Brasilien, Russland, Australien und viele mehr. Nur Syrien und Nicaragua verweigerten anfangs die Zustimmung, sind inzwischen aber auch mit dabei.12 Das Klimaabkommen von Paris bedeutet, dass diese Länder versuchen werden, ihre Treibhausgasemissionen so zu reduzieren, dass der globale Temperaturanstieg bis 2100 deutlich weniger als 2 Grad, möglichst 1,5 Grad beträgt.13

So, dann ist ja alles gut, oder? Dann haben wir doch also schon unseren Plan um den Klimawandel aufzuhalten, warum reden wir dann noch drüber? Naja ihr merkt schon, wenn ich so frage, dann ist natürlich nicht alles gut.

Das Problem ist ja aber eigentlich, dass wir erstmal einen konkreten Maßnahmenplan brauchen, um den Ausstoß an Treibhausgasen durch menschliche Aktivitäten entsprechend zu reduzieren. Und das sieht bisher noch nicht ganz so erfolgreich aus. Da gibt es zum Beispiel ihn hier (hier den Donald kurz einzuspielen, wie er Amerika aus dem Abkommen austritt.14 Dass die USA nicht mitziehen wollen bei gemeinsamen Maßnahmen zum Klimaschutz ist besonders folgenreich, weil sie der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen sind.15 Aber auch sonst sieht es bisher nicht unbedingt nach einem Erfolg aus: Um das Ziel zu erreichen müsste die Welt bis 2050 klimaneutral sein, also netto keine Treibhausgase mehr erzeugen.16 Was genau das bedeutet, dazu gibt es hier auf dem Kanal bald ein Video, wenn ihr das nicht verpassen wollt, dann abonniert uns doch gerne.

Um das allerdings zu erreichen, müssen wir unsere Wirtschaft und auch unseren Konsum radikal umstellen, um wesentlich weniger CO2 zu verursachen. Schon bis 2030 müssten wir unsere Emissionen im Vergleich zu 2010 praktisch halbiert haben.17

Jedes Land der Welt muss seinen Beitrag zur Klimaverbesserung leisten

Klimaerwaermung Weltweit

Aber hier geht es um die ganze Welt. Ein einheitliches „wir“ gibt es da natürlich nicht. Jedes Land muss seinen Beitrag leisten und seine Industrie und Wirtschaft klimafreundlicher gestalten. Auch Deutschland hat seine eigenen Pläne, wie es seine Treibhausgasemissionen bis 2030 etwa halbieren möchte. Zum Beispiel durch den Kohleausstieg, die Verkehrswende hin zu mehr Elektromobilität und vieles mehr. Nur das Problem dabei: Es ist fraglich, ob die Pläne aufgehen. Deutschland zum Beispiel ist deutlich zu langsam: Die Ziele für 2020 hat Deutschland weit verfehlt.18 Auch andere Länder sind zum Teil deutlich zu langsam.19 Und das wird Folgen haben: Es gibt einfach nur noch ein gewisses CO2-Budget, also eine feste Menge an CO2, die wir bis 2050 noch freisetzen können, wenn wir die 1,5 Grad oder auch 2,0 Grad einhalten wollen. Und je mehr davon wir jetzt noch brauchen, umso weniger bleibt davon noch übrig.

Das bedeutet, wenn wir jetzt trödeln, müssen wir dann in den kommenden Jahren umso schneller CO2-neutral werden. Je langsamer die Politik handelt, umso schwieriger wird es also, das 1,5-Grad-Ziel oder sogar das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen. Eventuell könnte die Corona-Krise dafür sorgen, dass zumindest vorübergehend der CO2 Ausstoß stark zurückgeht, aber das ist ein Thema für ein eigenes Video. Allerdings, auch wenn Corona dafür gesorgt hat, dass unser CO2-Ausstoß zwischenzeitlich deutlich reduziert war, die Uhr tickt trotzdem permanent.

Tun wir genug um klimaneutral zu werden?

Aber was meint ihr dazu? Glaubt ihr, wir tun genug, um die Ziele zu erreichen? Was sollte die Politik noch tun, um schneller klimaneutral zu werden? Schreibt es gerne unten in die Kommentare.

Hier neben mir seht ihr noch ein Video, was Klimawandel eigentlich genau ist und ein Video, das zeigt, wie klimaschädlich Fleisch wirklich ist.

[1] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/klimaschutz-abkommen-von-paris.html

[2] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung/folgen-des-klimawandels/klimamodelle-szenarien#was-sind-treibhausgasszenarien-und-wofur-werden-sie-genutzt

[3] 1,5 °C globale Erwärmung. IPCC-Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung von 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau, 2018, S. 9. https://www.de-ipcc.de/media/content/SR1.5-SPM_de_barrierefrei.pdf

[4] Ders. S. 11.

[5] Ders. S. 13.

[6] Ebd.

[7] Lehman, Jascha/Coumou, Dim/Frieler, Katja: Increased record-breaking precipitation events under global warming, 2015, S. 501-5015, insb. S. 509. https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10584-015-1434-y.pdf

[8] IPCC-Sonderbericht, S. 12f.

[9] https://www.aerztezeitung.de/Medizin/1200-Hitzetote-in-Berlin-und-Hessen-in-2018-256349.html

[10] Ders. S. 11

[11] Jaeger, Carlo C./Jaeger, Julia: Three views of two degrees, 2010. https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10113-010-0190-9.pdf

[12] https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Industrie/klimaschutz-abkommen-von-paris.html

[13] https://web.archive.org/web/20160117141004/http://newsroom.unfccc.int/unfccc-newsroom/finale-cop21/

[14] https://www.youtube.com/watch?v=jP55meWlLt4

[15] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167864/umfrage/co-emissionen-in-ausgewaehlten-laendern-weltweit/
http://www.globalcarbonatlas.org/en/CO2-emissions

[16] IPCC-Sonderbericht, S. 16 & 28.

[17] Ders., S. 16.

[18] Wann Deutschland sein Klimaziel für 2020 tatsächlich erreicht. Kurzgutachten, 2019, S. 2. https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/s02681_gp_energie_klimaziele_2020_studie_10_2019.pdf

[19] Die Umwelt in Europa – Zustand und Ausblick 2020. Zusammenfassung. S. 8 https://www.eea.europa.eu/de/publications/die-umwelt-in-europa-zustand